Einen guten Steuerberater erkennen

Drei Pfeile auf dem Weg

Wer nach Hinweisen sucht, wie sich ein guter Steuerberater erkennen lässt, findet im Internet viele Empfehlungen. Beliebt sind einfache Checklisten, die wichtige Aspekte auf den Punkt bringen. Allerdings ist das Thema in der Praxis komplexer. 

Denn qualifizierte Steuerberatung beinhaltet derart viele Aspekte, dass der „normale“ Mandant kaum in der Lage ist, die Qualität seines Steuerberaters ad hoc zu beurteilen. Auch wird ein wichtiger Punkt oft vergessen – die Mitwirkung des Mandanten. Doch mithilfe folgender Hinweise lässt sich erkennen, ob es sich um einen Steuerberater handelt, dessen Arbeit die Gebühren wert ist:

Individuelle Beratung

Ein wichtiges Kriterium für eine gute Steuerberatung ist die Ausrichtung auf die individuelle Situation des jeweiligen Mandanten. Daher ist es essenziell, dass der Steuerberater zunächst Informationen zur Person, zum Unternehmen und zur Branche abfragt. Auch die Erwartungen sollten bereits zu Beginn geklärt werden: Welche Intensität der Beratung wünscht sich der Mandant?

In diesem Zusammenhang lässt sich auch prüfen, inwieweit der Steuerberater und seine Mitarbeiter auf individuelle Vorstellungen eingehen wollen und können. Indizien dafür liefert zum Beispiel das Erstgespräch. Darin sollte unter anderem gefragt werden, ob und wenn ja, wie oft sowie in welcher Form der Mandant aktuelle Informationen zu den Themen Steuern und Betriebswirtschaft wünscht. Zudem sind Fragen nach der bevorzugten Kommunikationsart (E-Mail oder Telefon) sowie der erwarteten Antwortzeit Hinweise darauf, dass die Kanzlei den Mandanten ins Zentrum stellt.

Aktuelles Fachwissen und Anwendungskompetenzen

Der Wissensstand bildet ebenfalls ein sehr wichtiges Kriterium. Die fachliche Beurteilung ist für den Laien kaum möglich. Jedoch kann der Mandant Informationen erfragen, die Hinweise auf den aktuellen Wissensstand geben. Eine geeignete Frage lautet zum Beispiel, inwieweit eine digitale Zusammenarbeit möglich ist – also das Übermitteln von Belegen und das Halten von Konferenzen. Denn ein Steuerberater, der nach aktuellem Wissensstand arbeitet, beherrscht auch Konferenzsoftware und kann mit gängigen Lösungen zur digitalen Belegübermittlung umgehen. Jemand, der davon noch nichts gehört hat oder diese Möglichkeiten pauschal ablehnt und die Belege vielleicht noch per Post möchte, ist höchstwahrscheinlich der Vergangenheit verhaftet. Das bedeutet: Die Zusammenarbeit wird komplizierter, der Informationsfluss ist langsamer und aufgrund von Medienbrüchen stärker mit Fehlern behaftet. Darüber hinaus kann der Mandant einfach fragen, wie der Steuerberater sich sowie seine Mitarbeiter auf dem Laufenden hält.

Weitere Hinweise auf die fachliche Kompetenz geben die Strategiegespräche, die regelmäßig, rechtzeitig vor dem Jahresende stattfinden sollten. Dabei ist es wichtig, dass der Steuerberater unangenehme Fragen nicht vermeidet und auch dann Tipps gibt, wenn er nicht gezielt darauf angesprochen wird. Diese sollten stets legal sein. Auch ist die Organisation des Termins von Bedeutung. Das Meeting sollte professionell vorbereitet werden, was das Vorab-Versenden wichtiger Informationen beinhaltet. Nach der Besprechung ist ein Protokoll hilfreich, das definiert, wer welche Aufgaben zu erledigen hat. Hakt der Informationsaustausch, sollte der Steuerberater zeitnah ein Follow-up veranlassen und nachfragen.

Respekt auf allen Ebenen

Respekt und Verschwiegenheit sind Punkte, die viele voraussetzen, jedoch nicht selbstverständlich sind. Daher ist es empfehlenswert, den Steuerberater nach Referenzen und nach Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Mandanten zu fragen. Dabei lässt sich herausfinden, ob er über Mandanten oder Kollegen schlecht redet oder sich über andere Mandanten und deren Probleme oder deren Situationen zu profilieren versucht. Auch können aufmerksame Zuhörer bereits aus den ersten Gesprächen heraushören, inwieweit der Steuerberater und sein Team einen persönlich wertschätzenden Umgang pflegen.

Respekt beinhaltet zudem das Bestreben, dem Mandanten einen wirklichen Mehrwert bieten zu wollen. Das bedeutet, dass der Steuerberater die Auswertungen so erklären sollte, dass die Mandanten diese verstehen – gegebenenfalls auch mehrmals. Er bereitet bei Bedarf auf Betriebsprüfungen, Bank-, Finanzierungsgespräche und Ähnliches vor. Es bedeutet ferner, dass der Steuerberater nachvollziehbare, korrekte Honorarabrechnungen erstellt. Kommt es zu Missverständnissen oder Fehlern, so zeichnet sich ein guter Steuerberater durch einen wertschätzenden, konstruktiven Umgang damit aus, sprich: Er ist für Feedback dankbar und sucht – gegebenenfalls gemeinsam mit Ihnen – nach Wegen, seine Leistungen künftig zu verbessern. Daher erkundigt er sich proaktiv nach der Zufriedenheit.

Pflichten auch für Mandanten

Allein diese Beispiele zeigen: Ob ein Steuerberater gut und seine Arbeit das Honorar wert ist, ist ein vielschichtiges Thema. Diverse Komponenten spielen eine Rolle – vom Fachwissen über die Kommunikationsfähigkeit bis hin zur Mandantenorientierung. Eine realistische Bewertung lässt sich in den meisten Fällen erst im Laufe der Zusammenarbeit vornehmen. Dafür wiederum muss der Mandant sich informieren, Lernbereitschaft zeigen und ebenfalls eine kooperative Zusammenarbeit leben. Dann gilt: Je aktiver der Mandant mitwirkt, desto besser kann der Steuerberater arbeiten.